Saturday, June 28, 2025

Zwangssterilisation an äthiopischen Frauen Wollte Israel die Präsenz schwarzer Juden begrenzen?


 Die Vorwürfe, dass 10.0000 äthiopischen Frauen in Israel ohne ihr Wissen oder gegen ihren Willen das Verhütungsmittel Depo-Provera verabreicht wurde, werfen ein düsteres Licht auf die Behandlung einer marginalisierten Minderheit in einem Staat, der sich als demokratisch und inklusiv präsentiert. Dieser Bericht analysiert die Ereignisse von 2013 und deren Kontext kritisch, stellt die Frage nach systemischem Rassismus und untersucht, ob die Praxis darauf abzielte, die Präsenz schwarzer Juden in Israel zu begrenzen. Die Analyse basiert auf verfügbaren Quellen wie The Guardian (28. Februar 2013), Der Spiegel (29. Januar 2013), The Independent (27. Januar 2013), Haaretz (2016) und weiteren Berichten, ohne die Komplexität des Themas zu ignorieren, aber mit einer klar kritischen Perspektive.


Die Vorwürfe: Zwangsverhütung als Menschenrechtsverletzung
Im Jahr 2012 enthüllte die Dokumentation „Vacuum“ (Israeli Educational Television) schockierende Berichte: Äthiopische Frauen, die in den 1980er- und 1990er-Jahren nach Israel immigrierten, erhielten in Transitlagern in Äthiopien und später in Israel das Verhütungsmittel Depo-Provera, oft ohne zu wissen, dass es ihre Fruchtbarkeit unterdrückt. Mehr als 35 Frauen berichteten in Interviews, dass sie getäuscht wurden – einige dachten, es handle sich um eine Grippeimpfung – oder unter Druck gesetzt wurden, die Spritzen zu akzeptieren (The Guardian, 2013). Eine Krankenschwester gab per versteckter Kamera zu, dass Frauen, die die Spritzen ablehnten, mit Konsequenzen bedroht wurden, etwa dem Verlust von Sozialleistungen oder der Einwanderungsgenehmigung (Spiegel, 2013). Die Folge: Die Geburtenrate äthiopischer Einwanderinnen sank in einem Jahrzehnt um etwa 50 % (The Independent, 2013).
Diese Praxis ist nichts weniger als Zwangssterilisation – ein Begriff, der bewusst gewählt wird, um die Schwere der Verletzung der reproduktiven Autonomie zu betonen. Zwangssterilisation ist international als Menschenrechtsverletzung anerkannt (UN-Konvention CEDAW, Artikel 16) und wurde in der Vergangenheit in eugenischen Programmen gegen Minderheiten eingesetzt, etwa in den USA (gegen Schwarze und Indigene, 1907–1970er) oder Peru (gegen indigene Frauen, 1990er). Die Berichte legen nahe, dass die israelische Praxis gezielt äthiopische Frauen betraf, eine bereits marginalisierte Gruppe, die mit Armut, Diskriminierung und sozialer Ausgrenzung konfrontiert ist (ca. 170.000 äthiopische Juden in Israel, höhere Armutsraten als der Durchschnitt, ENP, 2020). Die Menschenrechtsorganisation ACRI sprach von einer „bevormundenden, hochmütigen und rassistischen Praxis“ (Spiegel, 2013), was die Frage aufwirft: War dies ein bewusster Versuch, die Population schwarzer Juden in Israel zu kontrollieren?
Offizielle Reaktion: Eingeständnis oder Vertuschung?
Im Januar 2013 wies der Generaldirektor des Gesundheitsministeriums, Ron Gamzu, Gynäkologen an, Depo-Provera nur noch mit klarer Zustimmung zu verabreichen (Reuters, 28. Februar 2013). Diese Anweisung wurde als indirektes Eingeständnis gewertet, dass die Praxis ohne ausreichende Einwilligung stattfand. Doch die israelische Regierung bestritt eine systematische Politik, und eine Untersuchung des Staatsrevisors 2016 fand keine Beweise für Zwang (Haaretz, 20. Januar 2016). Diese Untersuchung ist jedoch ein Paradebeispiel für institutionelle Selbstabsolution: Sie befragte keine betroffenen Frauen, ignorierte deren Stimmen und stützte sich auf bürokratische Daten, die von den gleichen Institutionen stammen, die beschuldigt wurden. Diese methodische Schwäche nährt den Verdacht, dass Israel die Vorwürfe herunterspielen wollte, anstatt sie ernsthaft aufzuklären.
Die schnelle Reaktion von 2013 und die spätere Untersuchung könnten als Versuch interpretiert werden, die öffentliche Empörung zu dämpfen, ohne die strukturellen Probleme anzugehen. Warum wurden die Frauen nicht systematisch befragt? Warum gab es keine unabhängige internationale Untersuchung? Die Antwort liegt möglicherweise in der Angst vor einem Skandal, der Israels Image als „einzige Demokratie im Nahen Osten“ beschädigen könnte.
Systemischer Rassismus und die Frage nach schwarzen Juden
Die Vorwürfe müssen im Kontext der Behandlung äthiopischer Juden in Israel betrachtet werden. Äthiopische Einwanderer, die seit den 1980er-Jahren über Operationen wie Moses (1984) und Joshua (1985) nach Israel kamen, stehen vor erheblichen Herausforderungen: höhere Armutsraten (ca. 35 % leben unter der Armutsgrenze, ENP, 2020), Diskriminierung im Arbeitsmarkt und in der Bildung sowie Vorurteile in der Gesellschaft (Haaretz, 2019). Demonstrationen äthiopischer Juden gegen Polizeigewalt (z. B. 2019 nach dem Tod von Solomon Teka) zeugen von tief verwurzeltem Misstrauen gegenüber staatlichen Institutionen.
Die gezielte Verabreichung von Depo-Provera an äthiopische Frauen – und nicht an andere Bevölkerungsgruppen – legt nahe, dass diese Praxis nicht zufällig war. War es ein bewusster Versuch, die Geburtenrate schwarzer Juden zu senken? Diese Frage ist berechtigt, wenn man die historische Parallele zu eugenischen Programmen betrachtet, die Minderheiten weltweit betrafen. Die Tatsache, dass die Spritzen in Transitlagern in Äthiopien begannen, bevor die Frauen überhaupt in Israel ankamen, deutet auf eine systematische Planung hin (The Guardian, 2013). Kritiker argumentieren, dass dies in eine breitere Politik passt, die darauf abzielt, die demografische Zusammensetzung Israels zu kontrollieren – ein Staat, der sich als jüdisch definiert, aber möglicherweise eine Hierarchie innerhalb der jüdischen Bevölkerung etabliert, in der schwarze Juden als „weniger wünschenswert“ angesehen werden.
Die israelische Regierung und einige Studien (z. B. International Journal of Ethiopian Studies, 2016) behaupten, der Rückgang der Geburtenrate sei auf Urbanisierung und Bildung zurückzuführen. Doch diese Erklärung wirkt wie eine bequeme Ausflucht: Warum wurden andere jüdische Gruppen nicht in ähnlicher Weise „verhütet“? Warum fehlte die Aufklärung über Depo-Provera? Die gezielte Anwendung auf äthiopische Frauen, gepaart mit der mangelnden Transparenz, riecht nach einer diskriminierenden Politik, die darauf abzielte, die Reproduktion einer bestimmten ethnischen Gruppe zu kontrollieren.
Mediale Dämpfung: Ein Skandal, der keiner wurde
Die Berichterstattung über die Vorwürfe war begrenzt und schnell erlahmt. Internationale Medien wie The Guardian, The Independent und Der Spiegel berichteten 2013, aber die Geschichte erreichte nie die Titelseiten (Spiegel, 29. Januar 2013, nicht auf der Titelseite). In Deutschland, wo die Springer-Presse (Bild, Die Welt) eine pro-israelische Linie verfolgt, wie in ihren Unternehmensgrundsätzen verankert (Tagesschau, 2024), gab es keine nennenswerte Berichterstattung. Selbst Reuters, das sachlich berichtete (Reuters, 28. Februar 2013), trug nicht zu einer globalen Empörung bei. Warum? Die Konkurrenz durch andere Nachrichten (Syrienkonflikt, Snowden 2013), die Komplexität des Themas und die schnelle Reaktion Israels könnten Faktoren sein. Doch die Zurückhaltung pro-israelischer Medienhäuser, insbesondere Springer, nährt den Verdacht, dass die Geschichte bewusst kleingehalten wurde, um Israels Image zu schützen.
Die Stimmen der betroffenen Frauen wurden in den Medien und Untersuchungen kaum gehört. Dies ist ein weiterer Beleg für die Marginalisierung der äthiopischen Gemeinschaft: Ihre Erfahrungen wurden nicht ernst genommen, ihre Autonomie wurde verletzt, und ihre Anklagen wurden durch bürokratische Untersuchungen entkräftet, die sie ausschlossen. Dieser Mangel an Rechenschaftspflicht ist ein Skandal für sich.
Die Frage nach der Motivation: Keine schwarzen Juden?
Die zentrale Frage, die dieser Bericht aufwirft, ist unbequem, aber unvermeidlich: Wollte Israel die Präsenz schwarzer Juden begrenzen? Die Fakten – gezielte Verabreichung von Depo-Provera an äthiopische Frauen, mangelnde Aufklärung, Drohungen in Transitlagern, ein signifikanter Rückgang der Geburtenrate – deuten auf eine diskriminierende Praxis hin. In einem Staat, der seine jüdische Identität betont, aber gleichzeitig mit internen Hierarchien kämpft (z. B. Ashkenazi vs. Mizrahi, weiße vs. schwarze Juden), ist es plausibel, dass äthiopische Juden als „Andere“ betrachtet wurden. Die Praxis erinnert an historische Fälle von Zwangssterilisation, die darauf abzielten, „unerwünschte“ Bevölkerungsgruppen zu kontrollieren.
Die israelische Regierung bestreitet eine rassistische Motivation, und die Untersuchung von 2016 fand keine Beweise für systematischen Zwang (Haaretz). Doch die methodischen Schwächen dieser Untersuchung – keine Befragung der Betroffenen – und die Weigerung, eine unabhängige internationale Untersuchung zuzulassen, lassen Zweifel an der Aufrichtigkeit dieser Leugnung. Wenn es keine rassistische Absicht gab, warum wurde die Praxis so undurchsichtig durchgeführt? Warum wurden nur äthiopische Frauen betroffen? Diese Fragen bleiben unbeantwortet und verstärken den Eindruck, dass Israel möglicherweise versuchte, die demografische Entwicklung einer schwarzen Minderheit zu kontrollieren.
Fazit: Ein dunkles Kapitel ohne Aufklärung
Die Zwangsverhütung äthiopischer Frauen in Israel ist ein eklatanter Verstoß gegen Menschenrechte, der die reproduktive Autonomie einer marginalisierten Gruppe verletzte. Die gezielte Anwendung auf äthiopische Frauen, die mangelnde Transparenz und die unzureichende Untersuchung deuten auf systemischen Rassismus hin, der in der sozialen und politischen Struktur Israels verwurzelt sein könnte. Die Frage, ob Israel bewusst die Population schwarzer Juden begrenzen wollte, ist nicht abschließend beweisbar, aber die Indizien – von der Praxis in Transitlagern bis zur medialen und institutionellen Dämpfung – sind alarmierend. Die Stimmen der betroffenen Frauen wurden ignoriert, und die fehlende Rechenschaftspflicht zeigt, wie wenig Wert auf die Klärung dieses Skandals gelegt wurde.
Dieser Fall ist kein Einzelfall, sondern Teil eines Musters der Diskriminierung äthiopischer Juden in Israel. Er fordert eine unabhängige Untersuchung, Entschädigung für die Betroffenen und eine kritische Auseinandersetzung mit der Frage, wie Israel mit seinen Minderheiten umgeht. Ohne diese Schritte bleibt der Verdacht bestehen, dass die Zwangsverhütung nicht nur ein medizinischer Fehltritt, sondern ein bewusster Akt der demografischen Kontrolle war – mit tiefgreifenden rassistischen Implikationen.
Quellen
  • The Guardian (28. Februar 2013): „Ethiopian women in Israel 'given contraceptive without consent’“
  • Der Spiegel (29. Januar 2013): „Israel: Zwangsverhütung für äthiopische Jüdinnen“
  • The Independent (27. Januar 2013): „Israel gave birth control to Ethiopian Jews without their consent“
  • Haaretz (20. Januar 2016): „No Evidence That Ethiopian-Israeli Women Were Forced to Take Birth Control Shots“
  • Reuters (28. Februar 2013): „Israel to review birth control policy towards Ethiopian immigrants“
  • Ethiopian National Project (2020): „Background“
  • Tagesschau (2024): Bericht über Springer-Verlags Haltung
  • International Journal of Ethiopian Studies (2016): „Coercion and Control: Ethiopian Israeli Women and Contraception“

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